Trotz der grossen Bedeutung des Seilbahnwesens für den Fremdenverkehr und dessen Entwicklung gibt es in der Schweiz bis heute kein spezialisiertes Museum, welches kompetent und fokussiert die Geschichte, den Bau und die Entwicklung der Schweizer Seilbahnen erzählt.
Glücklicherweise haben einige weitsichtige Seilbahnenthusiasten und Sammler in der Vergangenheit immer wieder Relikte von abzubrechenden Bahnanlagen vor dem Schneidbrenner oder dem Schrottplatz gerettet und für eine ungewisse Zukunft eingelagert. Dies mit dem ehrgeizigen Ziel, die damalige Technik und Bauarten von Seilbahnen zu dokumentieren, für die Nachwelt zu erhalten und vielleicht eines Tages einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.
In Kandersteg im Berner Oberland wird nun in einem nicht mehr genutzten Gebäude der Armee (heute im Baurecht der Gemeinde) das „Seilbahn Museum Schweiz“ eingerichtet, welches sich ganz der Geschichte, der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb schweizerischer Seilbahnen widmet. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kandersteg wird das Seilbahnmuseum im ersten Stockwerk des Gebäudes aufgebaut. Im Erdgeschoss befindet sich das Ortsmuseum Kandersteg. Nach der Unterzeichnung des Mietvertrags im Jahr 2018 hat der Verein „Seilbahn Museum Schweiz“ mit den Einrichtungsarbeiten und dem Umzug von Objekten begonnen.
Im Gebäude stehen für das Seilbahnmuseum insgesamt 430 m2 und auf dem Freigelände rund 500 m2 zur Verfügung. Die Besucher werden auf einem Rundgang durch das Museum geführt, wobei ihnen an themenspezifischen Darstellungen die Entwicklungsgeschichte der Seilbahnen auf multimediale Weise vermittelt wird. Bei den im Museum behandelten Anlagetypen handelt es sich um Standseilbahnen, Pendelbahnen, Gondel- und Sesselbahnen, Skilifte, Militär- und Werkseilbahnen. Die Technik der einzelnen Bahnen wird durch Originalbestandteile und Modelle erläutert. Ergänzend dazu wird der Kontext der technischen Elemente mittels Requisiten, Dokumenten sowie durch Fotos und Filme visualisiert. Insgesamt wird das Seilbahnmuseum in einer Weise gestaltet, welche das Anfassen, Ausprobieren und Erleben dieser beindruckenden Technik und den damit verbundenen Herausforderungen erlaubt.
Der Verein „Seilbahn Museum Schweiz“
Am 17. November 2018 wurde in Kandersteg (BE) der Verein „Seilbahn Museum Schweiz“ gegründet mit dem Ziel, das Verständnis für seilbahntechnisches Kulturgut in der Schweiz zu fördern, sowie repräsentative Relikte der Schweizer Seilbahngeschichte museal zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem bezweckt der Verein den Zusammenschluss von Seilbahnliebhabern und -sammlern und fördert deren Kenntnisse und Sammlertätigkeit durch die Organisation von Veranstaltungen, Vorträgen und die Herausgabe von Informationsschriften.
Zudem kann der Verein zur Förderung und Unterstützung des Museumsbetriebs museumsverwandte Aktivitäten ausüben und Nebenbetriebe führen. Dazu wird die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ähnlicher Zielsetzungen angestrebt. Ergänzend dazu können auch Wechselausstellungen sowie ortsunabhängige Sonderausstellungen über alle Belange des Seilbahnwesens organisiert und aufgebaut werden. Der Verein ist politisch, wirtschaftlich und konfessionell neutral.
Der Vorstand des Vereins setzt sich zur Zeit zusammen aus:
- Präsident: Roger Rieker, Gunten
- Aktuar, Administration: Jürg Suter, Goldiwil
- Kassier, Finanzen: Jan Salvisberg, Zwischenflüh
- Museumsleitung, Technik: Hansruedi Kallen, Kandersteg
- Beisitzer, Archivar, Webmaster: Claude Gentil, Samedan
Das Museum fördert das Interesse und das Verständnis für das nationale und internationale Seilbahnwesen. Dabei werden historische Zusammenhänge sowie Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt dokumentiert und dargestellt. Es stellt zudem eine Bereicherung für den örtlichen Tourismus dar, indem sich internationale Gäste auf aktive und erlebnisreiche Weise über die Seilbahnen in der Schweiz informieren können. Das Museum mit seiner fachkompetenten Trägerschaft, der aufzubauenden Bibliothek und einem Archiv vermittelt auch wertvolles Wissen, welches sich Schulen sowie Institutionen der Forschung und Lehre zu Nutze machen können. Im Hinblick auf die Dokumentation der Seilbahngeschichte stellt das Museum eine Ergänzung zu den Ausstellungen und Sammlungen im Verkehrshaus der Schweiz dar.
Trägerschaft
Roger Rieker, Gunten
kommt von der Fa. Bell Kriens, Maschinen- und Seilbahnbau, und ist heute Lokomotivführer bei der SBB. Roger verfügt über eine grosse und umfangreiche Sammlung von Seilbahnmaterial, das er in verschiedenen Lagerhallen der Region untergebracht hat. Mehrere erfolgreiche temporäre Ausstellungen konnten mit dem Material bereits durchgeführt werden (Schloss Hünegg Hilterfingen, Bahnmuseum Bergün, Säntis Bergstation).
Hansruedi Kallen, Kandersteg
kennt und liebt als langjähriger Von Roll-Seilbahnmonteur und späterer Betriebsleiter der Öeschinenbahn das Seilbahnwesen wie kaum ein anderer. Zusammen mit Roger Rieker hat er erfolgreich mit den zuständigen Behörden der Gemeinde Kandersteg die für das Museum notwendigen Verträge und Bewilligungen aushandeln können.
Reto Canale, Brienz
dipl. Ing. ETH, langjähriger Seilbahnexperte mit eigenem Ingenieurbüro „Canale Technik“. Reto ist gemeinsam mit dem Direktor der Stanserhornbahn (Jürg Balsiger) der Erfinder der spektakulären CABRIOseilbahn auf das Stanserhorn.
Erwin Bloch, Heimberg
führte während 40 Jahren die Kontrollstelle IKSS (Interkantonales Konkordat für Seilbahnen und Skilifte) und war massgeblich an der Erarbeitung des Schweizer Seilbahninventars historischer Anlagen des Bundesamtes für Kultur BAK verantwortlich.
Jakob Schuler, Orpund
ist der Skiliftspezialist des Museums und ein sehr engagierter Seilbahnliebhaber und -sammler. Er verfügt über eine grosse Sammlung an Original-Skiliftbestandteilen aus allen Epochen des Skiliftbaus.